So klappt der Auslandsaufenthalt für Hebammen
Während der Rest der Welt von überall arbeiten kann, bleibt dies für das Gesundheitswesen nach wie vor aus – scheinbar. Es können jedoch auch Hebammen ihre Koffer packen, Geburten auf der ganzen Welt betreuen und dabei viel Gutes tun. Wir zeigen Ihnen wie.
In diesem Beitrag lesen Sie:
- Hebamme im Ausland – geht das?
- Organisationen und Möglichkeiten
- Allgemeine Voraussetzungen
- Vor- und Nachteile
- FAQs zu Hebammen im Ausland
Hebammen im Ausland – geht das?
Für Hebammen gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten, Auslandserfahrungen zu sammeln. Ob es sich dabei um kurzfristige Erfahrungen in der Freiwilligenarbeit oder um monatelange Einsätze in humanitären Krisenzentren handeln soll, ist von individuellen Faktoren abhängig. Jede Organisation bringt eine eigene Satzung und Zielsetzung mit sich. Hier ein Überblick einiger unterschiedlichen Organisationen:
Rainbow Garden Village
Im Rainbow Garden Village bekommen Hebammen mit unterschiedlichsten Erfahrungslevels die Möglichkeit, Freiwilligenarbeit zu leisten. Für Studierende der Geburtshilfe können anstatt von Freiwilligenarbeit, ein Praktikum absolvieren. Die Unterkunft erfolgt bei einer Gastfamilie oder einem Student-House. Das Rainbow Garden Village bietet auch die Option, mit Ausflügen die Gegend rund um die Projektarbeit zu erkunden. Die Dauer der Freiwilligenarbeit ist dabei kürzer angelegt, als bei vielen anderen Organisationen und beginnt ab vier Wochen. Je nach Wunsch kann ein Projekt in Sansibar, Festland Tansania oder Ghana angestrebt werden.1 Die Aufgabenbereiche als Hebamme mit Rainbow Garden Village hänge von der individuellen Erfahrung ab. Vom anfänglichen Hospitieren können im Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben selbstständig übernommen werden.
Voraussetzungen: ab 18 Jahren, gute Englischkenntnisse, ab dem 5. Semester der Hebammenausbildung, ohne Vorkenntnisse kann ein Praktikum absolviert werden2
Kosten: Individuell je nach Projekt und Aufenthaltsdauer
Mehr Informationen zu Voraussetzungen und Co. gibt’s hier
Cap Anamur
Die 1979 gegründete humanitäre Hilfsorganisation Cap Anamur heißt motivierte Hebammen in Auslandseinsätzen willkommen. Das Einsatzgebiet ist groß, denn Cap Anamur ist in Afrika, Asien, Europa und kleinen Teilen Südamerikas tätig. Bei den Projekten der familiären NGO handelt es sich nicht um eine ehrenamtliche Tätigkeit, denn alle Einsatzkräfte erhalten einen Dienstvertrag, eine Versicherung und ein Gehalt. Geeignet ist Cap Anamur für bereits erfahrene Hebammen, denn eine Berufserfahrung von mindestens drei Jahren ist Pflicht. Zusätzlich sollte genügend Zeit mitgebracht werden, denn sechs Monate dauert ein Einsatz als Entwicklungshelfer:innen mit Cap Anamur.3 Die Zusammenarbeit mit internationalen Teams erfordert Flexibilität und Teamgeist. Die spannenden Einsätze erwarten jedoch auch Genügsamkeit und der entspannte Umgang mit kalten Duschen und improvisierten Betten ist gefragt.
Voraussetzungen: ab 25 Jahren, gute Kenntnisse in einer Fremdsprache, mindestens drei Jahre Berufserfahrung3
Kosten: Keine. Einsatzkräfte erhalten einen Dienstvertrag und ein Gehalt.
Einsatzgebiet: Weltweit
Mehr Informationen zu Voraussetzungen und Co. gibt’s hier
Ärzte ohne Grenzen
Hebammen sind wie viele andere Gesundheitsberufe sehr gefragt bei Ärzte ohne Grenzen. Ärzte ohne Grenzen ist eine Hilfsorganisation, die neutral und unparteiisch Menschen in Not hilft.
Die Anforderungen für Einsätze sind hoch, denn Ärzte ohne Grenzen hilft an Orten, wo ansonsten kaum humanitäre Hilfe zu finden ist. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Belastbarkeit und Improvisationstalent sind einige der gefragten Qualifikationen.
Manche Einsätze erfolgen in instabilen Ländern, wo die eigene Sicherheit nicht immer garantiert ist. Sicherheitspläne sorgen dafür, das Risiko bestmöglich zu reduzieren. Die Zusammenarbeit erfolgt eng mit den dort arbeitenden Menschen. Die Geburtshilfe wird auch nicht immer von Hebammen durchgeführt, sondern von Allgemeinmediziner:innen, Pflegepersonal und traditionellen Geburtshelfer:innen. Neben der Betreuung von Müttern und Kindern, gehören auch organisatorische Aufgaben, Berichterstattung und Ausbildung anderer Berufsgruppen zu den täglichen Aufgaben.4
Voraussetzungen: Abgeschlossen Hebammenausbildung, mindestens 2 Jahre Berufserfahrung, gute Englischkenntnisse, Verfügbarkeit von mindestens 9 Monaten5
Kosten: Keine. Einsatzkräfte erhalten einen Dienstvertrag und ein Gehalt.
Einsatzgebiet: Weltweit
Mehr Informationen zu Voraussetzungen und Co. gibt’s hier
Allgemeine Voraussetzungen
Um einzigartige Erfahrungen als Hebamme in der Entwicklungshilfe machen zu können, bedarf es an einigen Voraussetzungen. Diese können je nach Projekt stark variieren. In Hebammen-Praktika werden weniger Kenntnisse und Fähigkeiten verlangt, als in Einsätzen in Krisenzentren. Durch sie kann Gebärenden in Not effektiv geholfen und eine Beziehung zu fremden Kulturen aufgebaut werden.
Ausbildung
Nicht alle Organisationen verlangen eine fertig abgeschlossen Hebammenausbildung. Wer bereits im Studium Auslandserfahrungen sammeln möchte, kann sich in einem Auslandspraktikum mit anderen kulturellen und medizinischen Aspekten vertraut machen. Ausgebildetes und erfahrenes Personal sieht bei der Arbeit über die Schulter und leitet an.
Für die Entwicklungshilfe und Einsätze in anspruchsvollen Einsatzgebieten wird von sehr vielen Organisationen eine abgeschlossene Ausbildung zur Hebamme und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt. Tropenmedizinische Ausbildungen sind von Vorteil, werden jedoch auch von Organisationen angeboten. Ein fundamentales Wissen über sexuell übertragbare Erkrankungen und HIV/Aids-Therapie ist ebenso von Vorteil.
Sprachkenntnisse
In jedem Auslandsaufenthalt spielt die Sprache eine enorme Rolle, denn sie ist das Tor zu anderen Kulturen. Gute bis sehr gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit im Ausland. Besonders beliebt sind auch Sprachkenntnisse in Französisch, Spanisch, Arabisch und Russisch. Viele Organisationen bieten auch Sprachkurse an, um die Grundlagen von z.B. Swahili zu lernen.
Geistige und körperliche Belastbarkeit
Eine Fähigkeit, die in der Geburtshilfe tagtäglich gefordert ist. Bei der Entwicklungshilfe kann die psychische und physische Gesundheit jedoch besonders in Anspruch genommen werden. Laut Weltbank lag die Müttersterblichkeit bei der Geburt im Jahre 2017 in Deutschland bei 7 pro 100.000 Geburten. Ghana hatte im Vergleich eine Müttersterblichkeit von 308 pro 100.000 Geburten im Jahre 2017.6 Medizinische Unterversorgung, Material- und Personalmangel können zu außergewöhnlich belastenden Situationen führen. Die Spuren, die Auslandseinsätze hinterlassen können, sollten nicht unterschätzt werden. Eine gute körperliche Gesundheit und Fitness schützen vor Erkrankungen und starker körperlicher Belastung.
Offener Umgang mit anderen Kulturen
In anderen Kulturen haben nicht alle Menschengruppen die gleichen Rechte. Traditionelle und religiöse Aspekte können auch in der Geburtshilfe eng verflochten sein und bedürfen eines besonders sensiblen Umgangs. Toleranz gehört zu nahezu allen Satzungen von Hilfsorganisationen.
Vor- und Nachteile
Auslandsaufenthalte können sowohl bereichernd als auch belastend sein. Diese Aspekte hängen stark vom Einsatzgebiet ab und ob eine Stelle als Praktikum oder als erfahrene Hebamme angestrebt wird. Hier ein Überblick:
Traumatische Situationen können in der Geburtshilfe jederzeit auftreten, ganz gleich ob im In- oder Ausland. In unserem Vortrag „emotionaler Notfallkoffer“ des Midwife MeetUp‘s – Hebammenkongress 2.0 erhalten Sie Tipps & Tricks für die optimale Betreuung in fordernden Momenten.
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Der Hebammenkongress bei FACEBOOK und INSTAGRAM
Die wichtigsten Antworten zu Auslandsaufenthalten
F: Muss ich für einen Auslandsaufenthalt eine fertig ausgebildete Hebamme sein?
A: Nein, manche Organisationen wie das Rainbow Garden Village bieten Orientierungspraktika an. Für Einsätze in humanitären Krisenzentren, wie es bei Ärzte ohne Grenzen der Fall sein kann, bedarf es jedoch an ausreichend Berufserfahrung und Know-how.
F: Benötige ich eine Sonderausbildung als Hebamme in der Entwicklungshilfe?
A: Das hängt von der jeweiligen Organisation ab. Bei Praktika im Ausland wird meist keine Sonderausbildung gefordert. Besondere Kenntnisse im Bereich der Tropenmedizin, sexuell übertragbarer Krankheiten und das Beherrschen unterschiedliche Sprachen sind ein großer Pluspunkt bei vielen Organisationen.
F: Muss ich als Hebamme in der Entwicklungshilfe fließend Englisch sprechen können?
A: Ja, gute bis sehr gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung für nahezu alle Organisationen. Je nach Aufenthaltsort sind auch weitere Sprachen wie z.B. Französisch, Spanisch, Russisch oder Arabisch gerne gesehen.
Autorin: Dr. Lisa Raberger
Quellen
- ✭ Freiwilligenarbeit und Auslandspraktikum weltweit mit RGV ✭. https://www.rainbowgardenvillage.com/.
- Freiwilligenarbeit als Hebamme in Tansania – Geburtshilfe Volunteer. https://www.rainbowgardenvillage.com/freiwilligenarbeit-im-ausland/tansania/hebamme-in-tansania.
- Mitarbeiten im Projekt. Cap Anamur https://cap-anamur.org/mitarbeiten/mitarbeiten-im-projekt/.
- Hebammenkunde | Ärzte ohne Grenzen Österreich. https://www.aerzte-ohne-grenzen.at/hebammenkunde.
- Hebamme und Entbindungspfleger | Ärzte ohne Grenzen. https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/stellenangebote/medizinische-berufe/hebamme.
- Maternal mortality ratio (modeled estimate, per 100,000 live births) | Data. https://data.worldbank.org/indicator/SH.STA.MMRT.
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